• Plötzlich sah ich, dass der Junge mit einem Stock die Tiere stach und dabei murmelte:

    „Wenn ihr doch heiraten würdet, dann hätte ich euch endlich los!“

    „Sie werden die Bullen heiraten, wenn es so weit ist“, sagte ich lächelnd.

    „Was redest du da, Dummkopf?“ sagte der Junge mit einem streitsüchtigen Ton genau wie sein Vater.

    „Was sagst du?, sagte ich wütend und nahm ihn an seinen Ohren. In diesem Augenblick hoben alle Büffelkühe ihre Köpfe aus dem Wasser oder Schlamm und wollten gerade in meine Richtung kommen. Es war nicht zum Scherzen.  Ich streichelte das Kind über den Kopf und sie fingen an weiter zu trinken, aber ihre glotzenden und bösen Augen waren immer zu mir gerichtet.
    „Sag mir, bitte, was geht hier eigentlich vor?“ Das Kind schwieg eine Zeit lang und schaute nur böse unter seinen Augenbrauen hervor.

    „Schau mal, was ich dir schenke“, versuchte ich ihn zu besänftigen. Ich nahm aus meiner Brusttasche eine Henne aus Ton, wunderschön glasiert. Ich ging zum Fluss, füllte die Henne mit Wasser und fing an zu pfeifen und zu gurgeln. Es war mehr als der Junge ertragen konnte. Er nahm die Henne und sagte:

    „Diese Büffelkühe, die du heute auf die Weide treibst, sind Mädchen, die von den Dorfbewohnern bestraft wurden, weil sie den Brautwerber, nachdem er den Maisbrei ausgewählt hatte, abgelehnt haben.“

    „Und sie kochen keinen Maisbrei?“

    „Doch, doch. Aber sie kochen den Maisbrei schon am Abend, sodass am nächsten Tag ihr Maisbrei kalt und hart ist und sehr selten werden dann ihre Maisbreie ausgewählt. Die meisten wählen einen heißen, noch dampfenden Maisbrei aus. So bleiben sie unverheiratet. Das ist ihre Strafe“.

    Wir kehrten am Abend zurück, die Kühe folgten uns gehorsam mit feurigen Blicken. Der Junge pfiff und gurgelte aus der Henne, sodass es im ganzen Tal zu hören war.

    Wir kamen an und setzten uns an den Tisch. Das Kind war fröhlich und ich grübelte sehr über die Geschichte mit den unverheirateten Büffelkühen nach.
    Am nächsten Tag sind alle heiratswilligen Dorfmädchen ganz früh aufgestanden und sie fingen an den Maisbrei zum Heiraten, wie man das Essen dort nannte, vorzubereiten.

    Ich ging raus und wusch mich an dem Brunnen und passte dabei auf, dass ich nicht wieder in den Schlamm der Büffelkühe falle. Das Tier schien nicht mehr dort zu sein, aber beim genauen Hinsehen, sah ich ihre Hörner aus dem Schlamm herauszuragen. Ich kehrte ins Haus zurück. Das Scheusal war am Feuerherd und rührte im Kessel und im Offen garte ein Gulasch – mit einem unbekannten Kräutergeruch, von Kräutern, die auf der Koppel wuchsen und den Dorffrauen bekannt waren. Seltsamerweise erinnerten sie mich an meine Kindheit.

     
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