• „Meine Tochter“, sagte er, „ist sehr wählerisch beim Essen und sehr zurückhaltend. Besonders, wenn sie merkt, dass in der Nähe Brautwerber sind, die um ihre Hand anhalten wollen, dann zieht sie sich zurück - ein sehr seltenes Benehmen bei einem so schönen Mädchen, das alle Menschen sehen wollen.“

    „Ach so“, sagte ich, aber die bedrohliche Figur des Menschen, der diese Worte aussprach, führte dazu das ich mein Lächeln unterdrückte.

    „Es soll in einer guten Stunde sein, Junge“, sagte er und hob sein Schnapsglas und leerte es aus einem Zug aus. „Du sollst diejenige finden, die für dich bestimmt ist. Wer weiß, vielleicht meine älteste Tochter findet einen Ehemann“...
      „Gott ... es ist mir fast „oh Gott bewahre!“, rausgerutscht, aber ich hatte es noch rechtzeitig verschluckt und so fügte ich hinzu „Gott helfe ihr“!
    Ich hatte das Schnapsglas auch in einem Zug ausgetrunken und ich fing an mit essen. Als ich mein Kopf hebte, sah ich wie die Mädchen am Tisch nicht mehr vor Lachen konnten, wie sie versuchten ihr Lachen zurückzuhalten, sie bissen ihre Kiefer aufeinander und richteten ihre Nasen nach unten auf die Teller.

    Das Brauchtum verlangte, dass an der Sommersonnenwende alle heiratswilligen Mädchen aus dem Dorf, einen Maisbrei kochten und ihn dann auf den Tisch vor dem dörflichen Herdfeuer stellten. Dann kam der Brautwerber und wählte einen Maisbrei aus, entweder nach dem Geschmack oder wie der Brei aussah. Er nahm das Mädchen, die den Brei zubereitet hatte zur Ehefrau. Es kamen Freier aus weit entfernten Dörfer, um sich im Maisdorf eine Braut zu suchen.

    Ich war ein sehr mäkeliger und wählerischer Kerl, was die Braut betraf. Und als meine Mutter sah, dass die Jahre vergingen und ich kein Mädchen heiraten wollte, schickte sie mich nach Maisdorf. Sie sagte mir, wenn ich mich nicht entscheiden kann, sollte ich es dem Schicksal überlassen. Meine Mutter hatte sicherlich Recht und sie wusste auch, dass alle Ehen, die im Maisdorf geschlossen wurden, glücklich waren und keiner der Eheleute hatte bis jetzt etwas zu meckern an dem Ehepartner.

    Ich musste ihnen bei der Arbeit mithelfen und habe verlangt, dass ich das Vieh auf die Weide treibe. Sie ließen ihre Büffel und Ziegen in meiner Obhut.  Ich schaute mit Furcht nach der Büffelkuh aus dem Schlamm, sie war aber nicht dabei. Sie gaben mir eine Hirtentasche mit Zwiebeln und kalten Maisbrei und zusammen mit einem zehnjährigen Jungen, begleitet von zwei großen Hunden mit flockigen Fell, trieb ich die Herde hoch auf den Hügel.
    Angekommen auf der Koppel weideten die Kühe. Später als die Sonne ganz hochstand stiegen wir zu dem Fluss ab, der am Fuß der Hügels floss. Die Tiere tranken aus dem Wasser und sie nahmen ein Schlammbad in dem Flussbett, so wie es ihre Gewohnheiten waren.

     
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